Als Basismaterial für Drachenstoffe werden in der Regel Nylon oder Polyester verwendet. Nylontücher haben in ihren Eigenschaften etwas mehr Dehnung und neigen eher dazu Feuchtigkeit aufzunehmen auf als Polyestertücher. Dennoch ist Nylon nicht automatisch die schlechtere Wahl. Insbesondere bei Power- und Großdrachen kann eine gewisse Dehnung gewünscht sein. Dadurch kann das Segel Windböen ein wenig nachgeben wodurch das Flugverhalten etwas gutmütiger und homogener wird. Auch ist dadurch die Gefahr des Platzens des Segels bei zu viel Wind oder einer starken Böe geringer.
Auf Basis beider Materialien haben verschiedene Hersteller Tücher mit verschiedenen Flächengewichten im Angebot. Die im Drachenbau verwendeten Tuchgewichte liegen in der Regel zwischen 20 und 70 g/m². Für hoch belastete Speed- und Powerkites kommen aus Stabilitätsgründen in der Regel nur Tücher ab einem Flächengewicht von etwa 40 g/m² zum Einsatz.
Zu den bekanntesten Tüchern gehören zum Beispiel Icarex PC 31 oder Ventex in den Ausführungen light oder strong als Vertreter der Polyestertücher. Chikara ist wohl eines der gängigsten am Markt befindlichen Nylontücher.
Nylon-Tuch mit 19 g/m² Flächengewicht Polyester-Tuch von Bainbridge
Neben der Materialwahl und dem Gewicht hat die Beschichtung der Tücher eine wesentliche Bedeutung. Mit einer geeigneten Beschichtung kann das Eindringen von Feuchtigkeit in das Tuch reduziert werden. Eine beidseitige Beschichtung ist daher sinnvoll, aber nicht bei allen Tüchern anzutreffen. Darüber hinaus hat die Beschichtung auch Einfluß auf die Glattheit der Oberfläche des Tuches.
Für viele unserer Drachen hat sich die Verwendung von Toray Chikara bewährt. Dieses beidseitig beschichtete Nylontuch mit einem Flächengewicht von 42 g/m² hat eine geringe Dehnung und eine hohe mechanische Belastbarkeit. Dadurch bietet es eine gute Basis für Drachen aller Größen und für verschiedenste Windbereiche.
Chikara von Toray
Auf Basis der oben genannten Tucharten gibt es als Besonderheit auch laminierte Tücher. Diese haben in der Regel durch ihre dicke Beschichtung ein Flächengewicht ab ca. 50 g/m². Dafür weisen sie auf der laminierten Seite eine erheblich glattere Oberfläche auf. Diese erinnert mit ihrem hohen Glanz ein wenig an Lackmaterialien. Jedoch ist normalerweise nur eine Seite des Tuches auf diese Art behandelt. Der bekannteste Vertreter dieser Gattung ist das PL62, welches leider nicht mehr hergestellt wird.
Die Flugeigenschaften von Speeddrachen, die auf höchste Fluggeschwindigkeit bei viel Wind ausgelegt sind, können von solchen Tüchern sicherlich am meisten profitieren.
PL62 laminiert laminiertes Spi-Mylar
Cuben-Laminat
Fast alle der genannten Tücher haben ein gemeinsames Merkmal. In regelmäßigen Abständen sind verstärkte Fäden in das Tuch eingewebt. Im Falle eine Beschädigung des Tuches soll dadurch ein weiteres Einreißen vermieden werden. Daher tragen so gefertigte Tücher auch oftmals die Bezeichnung Ripstop. Abstand und Häufigkeit dieser verstärkten Fäden sind von Tuch zu Tuch unterschiedlich.
Ripstop: Verstärkte Fäden im Gewebe
Eine ganz andere Art des Segel-Materials sind Mylar-Laminate. Hier ist die am Markt befindliche Auswahl auch sehr reichhaltig. Grundlegend handelt es sich in fast allen Fällen um ein Laminat aus zwei durchsichtigen Folien, zwischen die Gewebefäden eingebracht sind. Als Gewebematerial können Dyneema-, Kevlar- oder sogar Carbonfasern verwendet werden. Es gibt auch Mylar-Laminate in denen die verschiedenen Materialien auch kombiniert verwendet werden. Je nach Gewicht und Einsatzzweck können diese Fasern nur in Längs- und Querrichtung oder zusätzlich auch diagonal verwebt sein.
Mylar-Laminate sind konstruktionsbedingt so gut wie dehnungsfrei. Die Oberfläche ist beidseitig sehr glatt. Jedoch ist das Material auch verhältnismäßig steif und kann bei sehr häufig wiederholtem knicken auch brechen. Das Spektrum der im Drachenbau verwendeten Gewichte von Mylar bewegt sich zwischen 20 und ca. 80 g/m².
Mylar-Laminat mit Verstärkungsfäden Mylar-Laminat mit zusätzlichen diagonal
in Längs- und Querrichtung verlaufenden Verstärkungsfäden